Mexiko – Zahlen und Fakten
In der Naturlandschaft reicht das Spektrum vom aktiven Vulkanismus bis zum ewigen Schnee, vom tropischen Regenwald bis zur Wüste; und dem entspricht die Fülle unterschiedlichster Agrarprodukte. Zur Naturausstattung gehören das Silbererz, jahrhundertelang die Hauptquelle des Reichtums, sowie enorme Erdölvorräte, aber auch die Lage zwischen zwei „warmen“ Meeren, wodurch Mexiko zum wichtigsten Touristenziel der Tropen wurde.
Verteilung und Erscheinungsformen von Siedlung und Bevölkerung sind in Mexiko außerordentlich vielgestaltig. Einfachsten Waldlandindianern und Waldhackbauern, die noch kaum einen Kontakt zur Außenwelt haben, aber auch zahlreichen Analphabeten in den Städten, stehen qualifizierte Fabrikarbeiter und Kaufleute, hochspezialisierte Wissenschaftler und international anerkannte Künstler gegenüber.
Als einziges Land der Dritten Welt grenzt Mexiko an den höchstentwickelten Industriestaat der Erde. Doch der Versuch, diese Grenze zu überschreiten, um Arbeit in den USA zu finden, bleibt für viele Mexikaner eine unerfüllte Hoffnung. Dabei gehört die Bevölkerungszunahme Mexikos zu den höchsten der Welt, und es steht zu befürchten, dass die Hauptstadt bald zur größten Metropole überhaupt heranwächst. Immerhin hat eine beachtliche Industrialisierung Mexiko zu einem sogenannten „Schwellenland“ werden lassen, doch in ihrer Folge ist es auch zur gefährlichen Auslandsverschuldung gekommen.
Das Schlagwort „Land der Gegensätze“ ist demnach wohl gerechtfertigt. Und es gilt auch für Mexikos Lagebeziehungen, in denen einerseits eine Übergangsstellung, andererseits scharfe Abgrenzungen zwischen dem Norden und dem Süden der Neuen Welt zum Ausdruck kommen. In der Kulturentwicklung kommt Mexiko eine trennende Rolle zu. Die kaum besiedelten Trockenräume im Norden bildeten in vorspanischer Zeit einen breiten Grenzsaum der mesoamerikanischen Hochkulturen, wie beispielsweise die der Azteken und Maya, gegenüber den Indianern Nordamerikas, die über die Wildbeuterstufe nicht oder erst spät hinausgekommen waren. Das spanische Interesse im Norden beschränkte sich auf die isoliert liegenden Silberminen.
Die Reformen des Präsidenten B. Juárez García führten zu einem schweren Bürgerkrieg (1858-1861), der das Land wirtschaftlich ruinierte; Mexiko stellte die Bezahlung der Auslandsschulden ein, was Frankreich zur Intervention veranlasste. Napoleon III. setzte den österreichischen Erzherzog Maximilian als Kaiser ein, der aber nach Abzug der französischen Truppen gegen den früheren Präsidenten Juárez unterlag und 1867 erschossen wurde. 1877-1911 (mit Unterbrechung) war P. Diaz Präsident Mexikos; er baute ein stehendes Heer auf, stellte die staatliche Ordnung her und erreichte einen beträchtlichen Wirtschaftsaufschwung. Sein Sturz leitete die Epoche der mexikanischen Revolution (1911-1920) ein, in deren Verlauf mehrere politische Gruppierungen, u. a. auch solche mit sozialreformerischer Zielsetzung (E. Zapata, V. Carranza), um die Macht kämpften. Die sozialistische Richtung setzte sich durch (Industrieverstaatlichung, Bodenreform, Bekämpfung der Kirche) und organisierte sich schließlich in der „Institutionellen Revolutionspartei“ (Partido Revolucionario Institucional, PRI), der bis heute regierenden Staatspartei, die Mexikos politische Stabilität und wirtschaftliches Wachstum sicherte.
Unter den Präsidenten A. López Mateos (1958-1964) und G. Diaz Ordaz (1964-1970) wurde die Landreform erfolgreich weitergeführt, die Industrialisierung beschleunigt, das Straßennetz ausgebaut und die sozialen Einrichtungen verbessert. In den 1970er Jahren führten die Probleme des Bevölkerungswachstums, des Währungsverfalls u. der hohen Auslandsverschuldung zu ökonomischen Krisenerscheinungen. Zur Parlamentswahl 1979 waren erstmals oppositionelle Linksparteien zugelassen. 1982-1988 war der Wirtschaftsfachmann M. de la Madrid Hurtado Staatspräsident. Er versuchte, durch eine dezidierte Sparpolitik eine ökonomische Stabilisierung zu erreichen. Sein Nachfolger C. Salinas de Gortari setzte diesen Kurs fort. Unter seiner Führung wurde das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) mit Kanada und den USA geschlossen. Trotz dieser wirtschaftlichen Erfolge blieben die großen sozialen Gegensätze im Lande bestehen. 1994 schlug das Militär im Bundesstaat Chiapas einen Indioaufstand nieder. Im selben Jahr fiel L. D. Colosio, der Präsidentschaftskandidat des PRI, einem Attentat zum Opfer. E. Zedillo Ponce de León, der neue Kandidat des PRI, wurde im August 1994 ins Präsidentenamt gewählt. Er sah sich mit einer schweren Währungskrise konfrontiert, die nur mit internationaler Hilfe beigelegt werden konnte. Verhandlungen mit dem EZLN über die Rechte der indianischen Bevölkerung brachten keine befriedigende Lösung, so dass der Chiapas-Konflikt nicht endgültig beigelegt werden konnte. Bei den Parlamentswahlen 1997 verlor der PRI erstmals die absolute Mehrheit im Abgeordnetenhaus, obwohl die Politik der Regierung Zedillo zu einer Sanierung des Staatshaushaltes und zur Drosselung der Inflation führte. Die 71-jährige Herrschaft der Partei endete schließlich mit den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2000. Die Bevölkerung wählte Vicente Fox von der Partei der Nationalen Aktion (PAN), den Kandidaten eines Oppositionsbündnisses aus PAN und Grünen, zum neuen Staatspräsidenten.
Die Metropole ist politischer, wirtschaftlicher und kultureller Kopf des mittelamerikanischen Landes. Sie ist Sitz der mexikanischen Regierung und besitzt fünf Universitäten, mehrere andere Hochschulen, Bibliotheken, Museen und Archive. Zugleich ist sie Handels- und Dienstleistungszentrum und Mexikos wichtigster industrieller Standort mit zahlreichen Unternehmen der Elektro-, Metall-, Textil-, Tabak- und Nahrungsmittelindustrie. Die lange Geschichte der Stadt wird dem Besucher an vielen Stellen durch historische Gebäude, Plätze und Denkmäler in Erinnerung gerufen. Mexico City vermittelt insofern auch einen zwiespältigen Eindruck: einerseits die hektische Betriebsamkeit einer modernen Metropole mit großer Tradition, andererseits nicht zu übersehende Verfallserscheinungen, Armutsviertel und Umweltprobleme (Smog). Somit verkörpert die Stadt exemplarisch die Probleme fast aller Metropolen der ärmeren Länder der Erde.
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