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Urlaub- und Reiseberichte

Vietnam – Zahlen und Fakten

Der Kernraum des nördlichen Vietnam ist Tonkin, die weite Schwemmlandfläche im Delta des Roten Flusses, über der sich die Gebirgszüge des südchinesischen Gebirgssystems bis zu 3142 m im Fan Si Pan erheben. Südlich davon schließt sich ein hügeliges Küstentiefland an, das der bewaldeten Annamitischen Kordillere vorgelagert ist. Im südlichen Vietnam erreicht dieses Gebirgsland seine größten Höhen (Ngoc Linh 2598 m). Das zentrale Gebirgsland fällt zur Küste hin steil ab. Nur an den Mündungen der Flüsse haben sich Schwemmlandebenen gebildet, die dicht bevölkert sind. Ganz im Süden erstreckt sich das sumpfige Delta des Mekong, dessen häufig überschwemmte, weit ins Landesinnere reichende Aufschüttungsebene der wirtschaftliche Kernraum im Süden Vietnams ist.
Das Klima ist im Norden subtropisch und im Süden tropisch heiß mit einer jeweiligen jährlichen Niederschlagsmenge von durchschnittlich 1500 mm; an der Küste fallen bis 4000 mm. Die Niederschläge bringt der Südwestmonsun, der von April bis Oktober weht. In den anderen Monaten beherrscht der trockene Nordostmonsun die Witterung. Vietnam ist Taifun gefährdet.
Knapp 90% der Bevölkerung sind Vietnamesen, die den Südchinesen verwandt sind. Daneben gibt es kleinere Völker wie Tai, Nung, Miao, Yao, Khmer, Moi u. a. Nur rund 20% der Bevölkerung leben in Städten; Ballungszentren der Besiedlung sind im Norden die Gebiete um den Roten Fluss, im Süden das Mekongdelta und ein schmaler Küstenstreifen; weite Teile von Vietnam sind recht dünn besiedelt. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung von Vietnam sind Mahayana-Buddhisten. Außerdem gehören 4 Mio. dem Katholizismus und 2 Mio. dem Caodaismus an. Staatssprache ist das Vietnamesische.
Die Landwirtschaft, in der knapp 3/4 der Bevölkerung beschäftigt sind, ist die Lebensgrundlage Vietnams. Grundlage ist der Reis-Anbau (zu 3/5 auf bewässerten Flächen). Daneben werden Süßkartoffeln, Maniok, Mais, Erdnüsse, Zuckerrohr, Tee, Tabak, Baumwolle, Jute, Kaffee, Hirse, Bananen, Sojabohnen u. a. angebaut. Auf 1/3 der Fläche können pro Jahr zwei Reisernten eingebracht werden. Die Viehzucht (Schweine, Rinder, Büffel) ist von wachsender Bedeutung. Die ehemaligen ausgedehnten Waldflächen wurden im Vietnamkrieg stark dezimiert, u. a. durch militärische Entlaubungsaktionen im Süden des Landes. Vietnam verfügt über umfangreiche Bodenschätze: Steinkohle, Eisen, Erdöl, Zink, Wolfram, Chrom, Bauxit, Apatit, Blei und Phosphate im Norden, Zink, Blei, Gold, Graphit und Salz im Süden. Der Norden Vietnams verfügt über eine verstaatlichte und infolge des Vietnamkriegs in Kleinanlagen dezentralisierte Schwerindustrie sowie über eine umfangreiche Energiewirtschaft. Es gibt u. a. Betriebe der Metall-, Maschinen-, Werft-, chemische, Papier-, Textil- und Nahrungsmittelindustrie. Im ehemaligen Südvietnam vollzog sich nach Beseitigung der Kriegsschäden die schrittweise Umstrukturierung der Wirtschaft auf der Grundlage einer sozialistischen Wirtschaftsordnung. Zum wirtschaftlichen Wiederaufbau wurden über 5 Mio. Menschen umgesiedelt. Die Sowjetunion und mehrere Ostblockländer unterstützten bis zu den politischen Umwälzungen 1989/1990 den Wiederaufbau mit Krediten, Fachkräften u. a. Seit dem Zerfall der Sowjetunion werden auch in Vietnam zunehmend marktwirtschaftliche Strukturen eingeführt. Während sich bis 1990 der Außenhandel auf die Sowjetunion und die Ostblockländer beschränkte, sind heute Japan und Singapur die wichtigsten Handelspartner Vietnams. Exportiert werden Bodenschätze, Mais, Kaffee, Tee, Kautschuk, Nutzholz und Garnelen. Importiert werden vor allem Erdölerzeugnisse, Textilrohstoffe, Nahrungsmittel, industrielle Ausrüstungen u. a. Güter.
Das durch den Krieg weitgehend zerstörte Eisenbahn- und Straßennetz ist wiederhergestellt und erweitert worden, jedoch spielen die Binnen- und Küstenschifffahrtswege, vor allem in den Deltas und auf dem Mekong, weiterhin eine bedeutende Rolle. Haupthäfen sind Haiphong und Ho Chi Minh (Saigon). Wichtigste Eisenbahnstrecke ist die Nord-Süd-Verbindung entlang der Küste. Das Straßennetz ist relativ gut und dicht (besonders im Mekongdelta und in den Küstengebieten). Der Luftverkehr ist noch wenig entwickelt. Im internationalen Verkehr werden die Hauptstadt Hanoi und Ho Chi Minh angeflogen.
Um 208 v. Chr. begründeten die Viet-Völker die Reiche Au Lac und Nam Viet ( = Land im Süden) im heutigen Nordvietnam bzw. Südchina. Au Lac wurde um 179 v. Chr. von Nam Viet unterworfen. Von 111 v. Chr. bis 939 n. Chr. war das Gebiet chinesische Provinz. 968 gründeten die Vietnamesen das Reich Dai Viet (›größeres Viet‹), das in der Folgezeit an Macht gewann u. nach Süden expandierte. Li Thanh Tong konnte im 11. Jahrhundert den Norden des Reichs der Cham (Tscham) erobern. Er nahm den Titel Kaiser von Dai Viet an. Im 15. Jahrhundert wurde Dai Viet kurzzeitig von den Chinesen annektiert. Unter der Ledynastie (seit 1428) gelang es den Vietnamesen, das Reich der Cham vollständig zu unterwerfen. Ende des 16. Jahrhundert stiegen zwei rivalisierende Adelsfamilien (Trinh und Nguyen) zu den eigentlichen Herrschern des Landes auf. Die Trinh hatten ihre Machtbasis im Norden. Die Nguyen konnten sich im Süden durchsetzen. Diese faktische Zweiteilung geriet erst ins Wanken, als sich 1772 die Brüder Tay Son gegen die Nguyen erhoben und die Tay Son-Dynastie begründeten. Ihre Herrschaft konnte Nguyen Anh 1802 mit französischer Hilfe beenden. Er gab dem Land als Kaiser Gia Long 1804 den Namen Viet-Nam u. beherrschte nun ein Gebiet, das vom Roten Fluss im Norden bis zum Delta des Mekongs reichte. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts besetzte Frankreich Vietnam nach und nach, in den 1860er Jahren den südlichen Teil (Cochinchina), in den 1880er Jahren auch Zentral- und Nordvietnam (Annam und Tonkin). 1887 wurden diese Gebiete mit Kambodscha zur Union von Indochina zusammengefasst.

Nach dem russisch-japanischen Krieg entstand auch in Vietnam eine nationale, antikoloniale Bewegung, aus der 1941 die kommunistisch geführte Kampforganisation Viet-Minh unter Ho Chi Minh hervorging. Während des 2. Weltkriegs leistete sie mit ihren Partisanenverbänden der japanischen Besatzungsmacht stärksten Widerstand. 1945 dankte Kaiser Bao-Dai ab. Ho Chi Minh proklamierte am 2. 9. 1945 die Unabhängigkeit und rief die Demokratische Republik Vietnam aus. Frankreich erkannte sie als unabhängigen Staat im Rahmen der Französischen Union an, doch blieben entscheidende Fragen ungeklärt, und es kam bald zu heftigen Auseinandersetzungen. Am 19. 12. 1946 begann mit Partisanenangriffen der Viet-Minh auf die französischen Truppen ein langwieriger Kampf (Indochinakriege). In seinem Verlauf konnte die Viet-Minh von der Guerilla- zur regulären Kriegführung übergehen und mit der Einnahme von Diên Biên Phu am 7. 5. 1954 die französische Niederlage besiegeln. Das Genfer Indochina-Abkommen vom 21. 7. 1954 teilte das Land entlang dem 17. Breitengrad provisorisch in eine Nordzone, die der Viet-Minh überlassen wurde, und eine Südzone, in der französische Truppen verblieben. Über die Wiedervereinigung sollte eine Volksabstimmung entscheiden. Nordvietnam (Demokratische Republik Vietnam) entwickelte sich zu einer kommunistischen Volksrepublik. 1953 wurde eine Bodenreform eingeleitet und die Landwirtschaft kollektiviert. Mit Unterstützung der kommunistischen Staaten wurde die Industrialisierung in Angriff genommen. Die herrschende kommunistische Lao-Dong-Partei steuerte im sowjetisch-chinesischen Konflikt einen Mittelkurs.

In Südvietnam regierte zunächst der von den Franzosen wiedereingesetzte Bao-Dai als Staatschef. Er wurde 1955 von Ministerpräsident Ngo Dinh Diem gestürzt, der sich zum Präsidenten der Republik Vietnam machte. Diem fand die Unterstützung der USA, die als Schutzmacht an die Stelle Frankreichs traten und beträchtliche Wirtschaftshilfe leisteten. Durch seine diktatorische Politik entfremdete sich Diem viele Anhänger und auch die USA; er wurde 1963 gestürzt und ermordet. Nach seinem Tod kam es in rascher Folge zu mehreren Putschen und Regierungswechseln. Von 1967 bis 1975 war General Nguyen Van Thieu Staatspräsident.

Die Weigerung Südvietnams, eine Volksabstimmung über die Wiedervereinigung abzuhalten, und die Missstände unter dem Diem-Regime bewirkten seit 1957 ein Wiederaufleben der Tätigkeit kommunistischer Guerillas (Viet-Cong) in Südvietnam, die von Nordvietnam aus unterstützt wurde. Es kam zum Vietnamkrieg, in den auch die Nachbarländer Kambodscha und Laos hineingezogen wurden. Nach verheerenden und verlustreichen Kämpfen endete der Krieg 1975 mit dem Sieg der Kommunisten. Eine „provisorische Revolutionsregierung“ übernahm zunächst in Südvietnam die Macht.
Die Sozialistische Republik Vietnam. Am 2. 7. 1976 wurde die Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam zur Sozialistischen Republik Vietnam vollzogen. Im Süden wurde mit harten Zwangsmitteln die kommunistische Umgestaltung der Gesellschaft eingeleitet. Auf die gleichfalls kommunistisch gewordenen Nachbarländer Laos und Kambodscha suchte Vietnam beherrschenden Einfluss zu gewinnen. In Laos gelang dies bereits 1975. Mit Kambodscha kam es seit 1977 zu militärischen Auseinandersetzungen. Dadurch und wegen der diskriminierenden Behandlung der im Lande lebenden Chinesen (von denen Hunderttausende flohen) geriet Vietnam mit dem Kambodscha stützenden China in Konflikt. Während sich Vietnam im sowjetisch-chinesischen Konflikt bisher neutral verhalten hatte, schwenkte es nun auf die sowjetische Position ein. 1978 trat es dem COMECON bei und schloss einen Freundschaftsvertrag mit der UdSSR. 1979 besetzten vietnamesische Truppen Kambodscha und setzten dort ein Satellitenregime ein. Daraufhin unternahmen chinesische Streitkräfte eine begrenzte „Strafaktion“ gegen den Norden Vietnams, die trotz hoher Verluste erneut die militärische Stärke Vietnams unter Beweis stellte.

Die stark überalterte Führung des Landes wurde 1986/87 durch etwas jüngere Politiker abgelöst. Neuer Generalsekretär der Kommunistischen Partei (früher Lao-Dong-Partei) wurde Nguyen Van Linh. 1989 zog Vietnam seine Truppen aus Kambodscha ab. Unbeeindruckt von der sowjetischen Reformpolitik hielt Vietnam am Sozialismus fest. Nur auf wirtschaftlichem Gebiet kam es zu einer Liberalisierung. 1991 wurde Do Muoi neuer Parteichef. 1992 trat eine neue Verfassung in Kraft. 1995 erfolgte die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu den USA. Seit 1997 vollzog sich ein Generationenwechsel in der Staats- und Parteiführung. Neues Staatsoberhaupt wurde Tran Duc Luong, neuer Ministerpräsident Phan Van Khai und neuer Generalsekretär der KP Le Kha Phieu.

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