Tunesien – Zahlen und Fakten
Nach dem Krieg forderte die Neo-Destour-Partei Habib Bourguibas die Unabhängigkeit; da diese nicht gewährt wurde, kam es 1953 zu blutigen Unruhen. 1955 erlangte Tunesien die innere Autonomie, am 20. 3. 1956 die volle Unabhängigkeit. Bourguiba wurde Ministerpräsident; er setzte 1957 den Bei ab und machte sich zum Staatspräsidenten (seit 1975 auf Lebenszeit). Bis 1963 behielt Frankreich den Stützpunkt Bizerte. Ein 1974 vereinbarter Zusammenschluss mit Libyen wurde von Tunesien widerrufen. 1987 wurde Bourguiba wegen krankheitsbedingter Amtsunfähigkeit abgesetzt. Neuer Präsident wurde Z. A. Ben Ali. Oppositionsparteien wurden zugelassen, doch gewann die Regierungspartei „Konstitutionelle Demokratische Sammlung” (RCD; früher Neo-Destour) bei Wahlen 1989 alle Parlamentssitze. Bei den Präsidentschaftswahlen 1994 wurde Ben Ali in seinem Amt bestätigt. Die gleichzeitigen Parlamentswahlen sicherten der RCD 144 Mandate. Zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit konnte auch die Opposition ins Parlament einziehen. Trotzdem änderte sich nichts an der beherrschenden Stellung des Präsidenten, der 1999 mit über 99 % der Stimmen für eine dritte Amtszeit gewählt wurde.
Als die Römer Süditalien eingenommen hatten, begann der Kampf mit Rom um die Vorherrschaft über das westliche Mittelmeer. Im 1. Punischen Krieg 264-241 v. Chr. (Punische Kriege) gingen die Inseln verloren, im 2. Punischen Krieg 218-201 v. Chr. verlor Karthago trotz der großen militärischer Leistungen Hannibals seine Stellung als Weltmacht. Nach dem 3. Punischen Krieg 149-146 v. Chr. wurde Karthago völlig zerstört und der Restbestand des Hinterlands zur römischen Provinz (Africa) gemacht. 126 v. Chr. legte C. Gracchus eine Kolonie auf dem alten Stadtgebiet an. In der Kaiserzeit war Karthago zu einer der bedeutendsten Städte des römischen Reichs geworden. Nach der Eroberung durch die Wandalen 439 n. Chr. begannen Abstieg und Verfall. 698 fiel Karthago in arabische Hände und wurde systematisch geschleift. An der Spitze des karthagischen Staats standen zwei Suffeten („Richter”). Vom 5. Jahrhundert v. Chr. an blieb diese Amtswürde ständig im Besitz vornehmer Familien. Die eigentliche Regierung lag in den Händen eines adeligen Rats. Das Heer wurde fast ausschließlich aus Söldnern rekrutiert, die von karthagischen Offizieren befehligt wurden. In hoher Blüte stand der Schiffbau. Hauptgott der Stadt war Baal-Hammon, neben den die Fruchtbarkeitsgöttin Tanit trat. Eine besondere Rolle spielte der Gott Moloch, dem Kinder der Adligen geopfert wurden.
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